Candelaria und das Tal von Güimar im Osten Teneriffas

Neun Fürsten und eine schwarze Madonna

Candelaria auf Teneriffa

An der Ostküste Teneriffas liegt Candelaria, ein malerisches Städtchen in sehr schöner Lage direkt am Meer. Der alte Ortskern mit engen Gassen zieht sich bis auf eine Anhöhe hinauf. Die Häuserfronten sind mit den typisch kanarischen Holzbalkonen reich verziert. Schon von weitem leuchtet die alles überragende weißgekalkte "Basilica de Nuestra Señora de Candelaria". Das auf einem weiten Platz stehende, beeindruckende Bauwerk wurde erst 1956, anstelle der 1826 bei einer Sturmflut zerstörten alten Basilika, im neokanarischen Stil errichtet. Diese meistbesuchte Kirche Teneriffas ist nicht nur für Touristen sondern auch für die gläubigen Tinerfeños eine Attraktion, denn Sie beherbergt eine besonders verehrte schwarze Madonnenstatue, die auch den Namen "Lichtspenderin" trägt. Um sie rankt sich eine sagenhafte Geschichte:

Schon bevor die spanischen Eroberer Teneriffa erreichten, fanden Ureinwohner, das an den Strand angeschwemmte Madonnenabbild. Da die Statue Wunden heilte, wenn man sie berührte, wurde sie fortan von den "Guanchen" als Heiligtum verehrt. Als die Spanier auf Teneriffa ankamen, konnten sie Añaterfe, den Guanchenfürsten von Güimar, auf dessen Herrschaftsgebiet die Madonna gefunden worden war, leicht zum Katholizismus bekehren und mit seiner Hilfe die übrigen 8 Fürsten Teneriffas beim Kampf um die Insel vernichtend schlagen. Bei der Madonnenstatue handelt es sich übrigens um eine Nachbildung aus dem Jahr 1830, da das Original bei der Zerstörung der alten Basilika durch die Flutkatastrophe verloren ging.

Auf der Plaza stehen zur Meerseite hin überlebensgroße Bronzestandbilder, die die 9 Guanchenfürsten Teneriffas darstellen sollen. Añaterfe, der mit den Spaniern gegen die eigenen Landsleute gemeinsame Sache machte, trägt hier 2 Friedenstauben.

Strände

Hinter den Statuen auf der "Plaza de la Patrona de Canarias" in Candelaria befindet sich ein schmaler, schwarzer Kiesstrand mit richtig hohen Wellen.

Wenn Ihnen die Brandung am Strand von Candelaria denn doch zu heftig ist, können Sie zum Baden auch ins benachbarte Las Caletillas fahren. Der nordwestliche Ortsteil liegt etwa 4 Kilometer vom Ortskern von Candelaria entfernt. Hier finden sie neben einer kleinen aber anspruchsvollen touristische Infrastruktur mit Hotels und Restaurants einen 50 m langen Kiesstrand. Die "Playa de las Caletillas" liegt vor der Brandung relativ gut geschützt in einer Bucht. Sie können natürlich auch in einem der Hotelpools am Ort baden.

Maultaschen, Salza-Rhythmus und Bäume in den Wolken

Arafo - Wenn Sie einen Abstecher in's Landesinnere unternehmen wollen, fahren Sie doch von Candelaria aus einige Kilometer in südwestliche Richtung. Dort liegt der kleine Ort Arafo. Das beschauliche Dorf ist eingerahmt von terrassierten Feldern, die in eine Vegetation aus Opuntien und Wolfsmilchgewächsen eingebettet sind. Hier wachsen hauptsächlich Mais, Tomaten, Papayabäume und Weinstöcke. Am Ortseingang steht die sogenannte "Pinie des Herrn", eine kanarische Kiefer, um die man eine Kapelle herum gebaut hat. Im Zentrum gibt es einen hübschen Kirchplatz, wo man sich in ruhiger Atmosphäre unter indischen Lorbeerbüschen entspannen kann. Das Dorf Arafo ist schon mehrmals wegen seines gepflegten Erscheinungsbildes prämiert worden. Auf ganz Teneriffa bekannt und berühmt ist es allerdings nicht deshalb, sondern wegen seiner süßen Maultaschen (truchas). Früher gab es die Leckerei nur zu Weihnachten, jetzt backt man sie hier das ganze Jahr über. An den Wochenenden finden in dem sonst ruhigen Ort sehr lebhafte Musik- und Tanzveranstaltungen mit guten einheimischen Kapellen und Bands statt. Die Musik ist hauptsächlich von Salza-Rhythmen geprägt, die von zurückgekehrten Auswanderern aus Südamerika hierher mitgebracht wurden.

Cumbre Dorsal - Von Arafo aus windet sich eine Straße hinauf auf den 1500 bis 2000 m hohen Gebirgsrücken der Insel, die "Cumbre Dorsal". Auf der Höhenstraße liegt in östlicher Richtung der Aussichtspunkt "Mirador de los Cumbres", von wo aus man einen phantastischen Blick auf die Küste und bis Gran Canaria hat. Sie befinden sich hier im "Bosque de la Esperanza", einem ausgedehnten Wald aus würzig duftenden kanarischen Kiefern. Die Bäume sind für den knappen Wasserhaushalt der Insel enorm wichtig, da sie mit ihren bis zu 30 cm langen Nadeln erheblich mehr Wasser in Form von Tau aus den Wolken "auskämmen" als sie selbst verbrauchen. Überall dort, wo sie wachsen, gelangt, an den Stämmen entlang laufend, ein Vielfaches an Wasser in den Boden, als normalerweise üblich wäre. Die Kanarenkiefern, die ausschließlich auf den kanarischen Inseln vorkommen, können bis zu 50 m hoch und mehrere hundert Jahre alt werden. Die Nadelbäume haben nur wenig Unterwuchs, so dass der Wald eigentlich fast wie eine lichte Parklandschaft wirkt. Nur Hornklee und einige Ginsterbüsche können auf dem dichten Nadelteppich existieren. Wegen ihrer dicken schützenden Borke können die Kiefern übrigens Waldbrände zumeist relativ unbeschadet überstehen. Das Insekten-resistente, edle Kernholz der Bäume wird vor allem als Bauholz für Dachstühle hoch geschätzt. Aus ihm sind z.B. die wundervollen, spanisch-gotischen Mudéjardecken der kanarischen Kirchen aus dem 12. bis 16. Jahrhundert gefertigt. Auch heute noch erzielt das dunkle, harzige Holz hohe Preise auf dem Holzmarkt.

In westlicher Richtung führt die Höhenstraße an weiteren Aussichtspunkten vorbei bis zum Sperrgebiet von Izaña. Das Gebiet darf nicht betreten werden, aber jeden Freitag werden nach vorheriger Anmeldung Gruppen-Führungen durch das hier beheimatete staatliche Observatorium und astrophysikalische Forschungsinstitut der Kanarischen Inseln angeboten.

 

Thor Heyerdahl und die Kultstätte der Ureinwohner

Güimar - Wenn Sie Ihre Ferien an der in der Gegend um Candelaria verbringen, lohnt es sich ganz sicher auch, den 7 Kilometer südwestlich, im gleichnamigen Tal gelegenen Ort Güimar zu besuchen. In der kleinen Stadt mit den schönen Bürgerhäusern aus dem 19. Jahrhundert, geht es sehr lebhaft zu, da sich im oberen Ortsteil "Chacona" eine besondere Attraktion, der "Parque Etnográfico Pyramides de Güimar" befindet. Mit Hilfe des berühmten norwegischen Forschers Thor Heyerdahl wurden hier auf einem 80.000 Quadratmeter großen Gelände pyramidenförmige Bauwerke aus übereinander geschichteten Vulkansteinen freigelegt. Sie weisen eine rechteckige Grundfläche von höchstens 15 mal 16 Metern auf und sind maximal 7 Meter hoch. Die Oberflächen waren ursprünglich mit Kies aufgeschüttet und einige "Pyramiden" besitzen jeweils an der nach Westen gerichteten Seite, der menschlichen Anatomie angepasste Treppen.

Die "Pyramiden von Güimar" sollen angeblich eine Kultstätte der Guanchen, der Ureinwohner Teneriffas, gewesen sein. Thor Heyerdahl vertritt die Theorie, dass die Pyramiden-bauenden Hochkulturen Südamerikas und des alten Ägypten miteinander in Verbindung standen. Die "Pyramiden" auf Teneriffa sollen eine Art Bindeglied zwischen diesen Kulturen darstellen. Im dem der Ausgrabungsstätte angeschlossenen Museum kann man neben Pyramiden-Nachbildungen, Kultgegenständen und Steinzeichnungen auch eine Nachbildung des Papyrusbootes "Ra" besichtigen, mit dem Heyerdahl in den 70er Jahren von Ägypten nach Südamerika reiste, um zu beweisen, dass die Menschen bereits zu Zeiten der Inkas und der Pharaonen solche Strecken auf See bewältigen konnten. Im Museum können Sie sich auch einen kurzen Film ansehen, auf dem diese abenteuerliche Fahrt dokumentiert ist. Ob die Bauwerke von Güimar allerdings tatsächlich Kultstätten der Guanchen waren oder welchem Zweck sie sonst dienten, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Sicher ist allerdings, dass das Tal von Güimar vor der Eroberung Teneriffas durch die Spanier ein wichtiges Siedlungsgebiet der Guanchen war.

Von einem, jenseits des Ortes Güimar, an der Straße nach Fasnia gelegenen Aussichtspunkt hat man übrigens einen phantastischen Ausblick auf das ganze weitläufige Tal "Valle de Güimar" und auf die Küste mit dem 276 Meter hohen Vulkanberg "Montaña Grande de Güimar". Der "Mirador de Don Martín" liegt an der Ladera, einem hoch aufragenden Ausläufer der Cumbre Dorsal, der die südliche Begrenzung des Tals bildet.

Anfahrt

Candelaria erreicht man vom Südflughafen "Reina Sofia" aus über die Inselautobahn in Richtung Santa Cruz. Die Entfernung beträgt gut 40 Kilometer. Von Santa Cruz aus fährt man etwa 20 Kilometer über die selbe Autobahn in Richtung Süden bis Candelaria. Aus beiden Richtungen können Sie auch mit dem Bus anreisen.